Der lange Moment vor dem Augenblick

Fühle zwei Schultern und spüre ganz warmen
Atem auf meiner Brust wunderbar,
werde umfasst von zwei zierlichen Armen,
schaue hinab auf das glanzschwarze Haar,

höre leisen Seufzer von Glück oder Weinen,
langsam, ganz langsam legt der Kopf sich zurück.
Stirn, Nase, Mund und auch Kinn erscheinen
in sich vollkommen, doch noch ohne Blick.

Nun heben sich aber die oberen Lider
geben ganz langsam das Augenpaar frei.
Ich schau auf die sich öffnenden Augen hernieder
doch ist der Moment noch nicht ganz vorbei.

Dann trifft mich der Blick aus perlschwarzen Pupillen
Ein Licht erstrahlt und der Erdboden bebt.
Ich behalt' alle Kraft, doch bekomm' meinen Willen.
Für den Augenblick hab' ich lange gelebt.

Hans Uszkoreit
Juni
2005