Barmix

Wissenschaft in der Dämmerstunde


Die Bar im Hotel ist gepolstert, gedämpft.
Die Sofas und Sessel stehen artig gruppiert
vor Tapete und schwerem Vorhang.
Stilisierte Rüstungen und Schilde vom Kunstschmied
zur Zier gefertigt präsentieren sich
auf Eichenholz und schwerem Teppich.

Der Gentlemankellner hat sich diskret versteckt,
bis man ihn sucht und fordert.  Es ist
Dämmerstunde in der Lobbybar.

Teekännchen stehen auf dem niedrigen Couchtisch,
daneben zwei Notebooks, aufgeklappt.
Leise gesprochene Worte wechseln über den Tisch.
Das Licht der Bildschirme passt zur blauen Stunde.

Zwei Köpfe, einander zugewandt,
hellwach vom grünen Tee
und von den schweren Fragen,
vergessen Ort und Zeit
und auch den Keks auf der Untertasse,
konzentrieren sich ganz
auf die schweren Themen.

Schauen sich an im Dämmerlicht
mit leuchtenden Augen
beim Pingpong der neuen Ideen.
 
Nun geht der Pianist an sein Klavier.
mit weichem Schritt und Würde,
als säßen viele Paare dort und
manche reiche Witwen.

Schaut dann auf unser einziges Paar und
versteht nicht den Sinn der Computer
beim Tee in der dämmrigen Stunde.

Und dennoch versucht er, ihr Lied zu spielen,
aber deren Lied kennt er sicher nicht.
 
Die hören auf und hören zu und denken
doch auch weiter. Und als der letzte Ton verklungen ist,
gilt ihr Beifall der Musik, doch auch
der Freude über die neuen Gedanken.

Der Pianist hat gut getan, was er konnte,
und verschiebt sein zweites Stück auf später.
Streift beim Abgang die Forscher mit
sanftem Blick.

Die lassen sich immer weiter tragen,
vom Fluss der Ideen, zu neuen Stränden.
Glück durchströmt ihre summenden Köpfe.

Sie berühren einander mit Worten,
bewusst und unentwegt. Suchen mit starken
Fragen die Nähe.  Spüren die
Begeisterung des anderen wie ein Streicheln.

Die Stunden verfliegen, genutzt und genossen.
Der Abend beginnt erst spät in der Nacht.
Und erst danach ist die Nacht auch verdient.

Hans Uszkoreit 2004